Straduhn




1619 war das Schulzendorf noch nicht vorhanden, nur ein Fischer und ein Wächter hauste dort am See. In der Steuerliste von 1631 wird ein Vorwerk genannt, das zu Behle gehörte und 3 Häuser aufwies. Darin wohnten nach einem kirchlichen Bericht von1641 ein Krüger und 2 Kossäten. Um 1650 hat dort ein schlecht bewirtschafteter Schulzenhof bestanden, den der Grundherr 1654 an den Schulzen Paul Lenz für 200 Gulden verkaufte und mit einem jährlichen Grundzins von 30 Gulden belastete.

Das alte Vorwerk gehörte zuletzt der Familie Schlender. 1730 erbaute ein Peter Friedrich eine Mühle oberhalb des Dorfes, die Obermühle genannt wurde. Er war mit Anna Maria Militz aus der geachteten Müllerfamilie Militz verheiratet. Ferner bestand im Dorf noch die Walkmühle.




1773 war Straduhn noch ein ziemlich armes Dorf. Die Klassifikationsanschläge melden einen Schulzen, einen Müller, einen Walker, 10 Kossäten 5 Halbkossäten, einen Heideläufer und einige andere Personen, insgesamt 155 Menschen auf 8 Hufen = 154 ha.

Über die Äcker heißt es, daß sie aus lauter Kaweln ( kleine Stücke ) bestanden, die zerstreut im Walde lagen. Sie waren von „elender Beschaffenheit“, und manche waren 9, 12, oder 18 Jahre nicht bebaut worden. Erst in preußischer Zeit sind durch die Separation vollwertige Bauernhöfe entstanden. Zwischen den beiden Weltkriegen gab es 14 Bauern mit 22 – 50 ha, ferner besaß der Obermüller Dornberger 68 ha und eine Familie Zick 80 ha. Der Boden freilich war und blieb sehr leicht.

Die Obermühle hatte zeitweilig dem Propst von Schönlanke gehört, lange Zeit auch einer Familie Retzlaff. Letzter Besitzer war Kurt Dornberger. Die alte Walkmühle im Dorf, auch Untermühle genannt, war früher längere Zeit Eigentum des Schönlanker Tuchmacher Gewerks. Kurze Zeit vor 1914 kaufte eine Familie Hoffmann das Unternehmen, betrieb es aber nur noch als Mahlmühle.



Straduhn am See


Um 1935 wurde der Mühlenteich trocken gelegt, und Hoffmann versah nun seine Mühle mit elektrischem Antrieb.

Es wird glaubhaft berichtet, daß Straduhn schon vor 1800 einen Lehrer gehabt habe. Etwas später erstand das erste Schulgebäude im Dorf, dem ein Betsaal angebaut war.




Schule mit Betsaal und Glockenturm


Er diente auch noch gottesdienstlichen Zwecken, als der Ort 1913 nach Theerofen eingepfarrt wurde. 1938 erstand ein neues Schulgebäude mit 2 Klassenräumen und 2 Lehrerwohnungen etwas außerhalb der geschlossenen Ortschaft.
Seine höchste Einwohnerzahl hatte Straduhn 1871 erreicht, sie sank 1930 auf 400 ab.

Beim Anmarsch der Sowjets hatte der größte Teil der Bevölkerung den Ort rechtzeitig verlassen. Von den Zurückgebliebenen wurden 2 Männer und 2 Frauen erschossen. Zunächst brannten nur
2 Wohnhäuser ab, aber viele Tage später legten die Sowjets fast das ganze Dorf in Asche. Es ist auch nichts mehr aufgebaut worden. Die erhalten gebliebene Obermühle wurde Försterei, die Ackerflächen wurden eingeschont.

Ein großer Teil des Trecks war bis in den Kreis Grimmen gekommen. Etwa 200 von diesen Heimatvertriebenen kehrten im Sommer 1945 in die zerstörte Heimat zurück und fand zum Teil in Nachbarorten vorübergehend ein Obdach.

 


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