Runau




Unter dem Namen Runowo erhielt das Dorf von Johann Czarnkowski als Grundherr der Teilherrschaft Radosiew am 16.10.1611 sein erstes Schulzenprivileg. Der Name des Dorfoberhauptes ist nicht genannt, wahrscheinlich hieß er Matthias Sahr, denn derselbe wird in einer Urkunde von 1619 als Schulze bezeichnet.

Als Friedrich der Große 1772 den Netzedistrikt zu einem Teil seines Staates machte, beendete er die willkürliche Belastung der Dienstbauern durch die Grundherrn dadurch, daß er von diesen schriftliche Verträge mit den Dorfschaften verlangte, für deren Beachtung notfalls die preußischen Gerichte sorgten.1815 kam das Dorf zum preußischen Großherzogtum Posen, wurde 1818 ein Teil des Kreises Czarnikau, erhielt zunächst den Namen Ruhnow und 1828 die amtliche Bezeichnung Runau.



Gruß aus Runau


Die Separation bescherte den Bauern einen zusammenhängenden Acker und eine Vergrößerung der Wirtschaftsfläche, sehr vielen auch ein Stück Wald. Durch "Abbauten" entstanden in Steinort 12, in Kienwerder 5, in der Nähe des Gornitzer- und des Landratsweges 6 Gehöfte. Der Bahnhofsweg zur Station Stieglitz wurde 1909 gepflastert, und die 1912 erbaute Chaussee nach Schönlanke bzw. Putzighauland erleichterte den Verkehr zur Stadt und zu den Netzewiesen. Nach dem 1. Weltkrieg begann der Anschluß an das Elektrizitätsnetz, was das Anschaffen moderner Maschinen für die Landwirtschaft begünstigte. Arbeitskräfte wurden eingespart, und die Abwanderung in die Stadt, die schon nach dem Eingehen der Weberei eingesetzt hatte, setzte sich fort.



Gruß aus Runau


Von 1871 bis 1930 verlor der Ort über 100 Einwohner. Der Grundbesitz verteilte sich zuletzt auf
4 Besitzer mit 100-172 ha, 3 mit mehr als 50 ha, 7 mit mehr als 25 ha und schwankte bei den Zweispännern um 20 ha. 23 Einspänner bewirtschafteten weniger als 10 ha, 13 Häuser hatten unter 3 ha, 7 besaßen kein Land.



ev. Kirche in Runau


Das erste Bethaus dürfte bald nach der Gründung des Ortes entstanden sein; auch ein Schulhalter wird in dem kirchlichen Bericht von 1641 erwähnt. 1771 erbaute die Gemeinde ein neues Gebetshaus, das am 1. Advent eingeweiht wurde. 1821-1826 erhielt es bei einem Anbau einen Turm und eine Empore, ebenfalls ein neues Gestühl. 1867 erbaute die Gemeinde ein massives Schulgebäude mit 2 Klassenräumen und 2 Lehrerwohnungen. Allerdings wurde die 2. Lehrerstelle erst 1873 besetzt.

Am 26.Januar 1945 kam es am südlichen Dorfrand zu einem Gefecht, bei dem ein feindlicher Panzer zerstört wurde. Anschließend ging etwa 1/3 des Dorfes in Flammen auf. Eine Räumung des Ortes war nicht erfolgt. Die Zahl der Toten wird mit 45 angegeben, doch sind darin wahrscheinlich Opfer der Flüchtlinge aus Radosiew, Putzighauland und anderen Orten enthalten, vielleicht auch getötete deutsche Soldaten. Die Zahl der Verschleppten war nicht zu ermitteln, doch wurden einige von ihnen bis nach Archangelsk gebracht. Einer von ihnen ist zurückgekehrt.

 


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