Putzig




Der Ort ist nach Schönlanke das zweitälteste Schulzendorf des Kreises gewesen und wurde 1586 durch 4 Brüder Czarnkowski gegründet. Sie beauftragten den deutschen Schulzen Johann Krüger, innerhalb von 7 Jahren 12 Halbbauern anzusetzen. Das ist auch gelungen, denn 1632 werden 13 Bauern , ein Gastwirt und mehrere Kossäten gemeldet.

1656 wird noch ein Schulze Markus genannt, aber schon 1699 ist das Schulzengut an 2 Bauern aufgeteilt worden.1752 heißen die Inhaber des Amtes Mittelstädt und Breitkreuz.

1773 war das Vorwerk 4 Hufen groß. Im Dorf wohnte ein Schulze auf einer halben Hufe, 14 Bauern als freigekaufte Halbhufner, 17 andere Bauern mit ½ bis ¾ Hufen, 3 Kossäten 4 Schuhmacher und 24 andere Familien. Insgesamt lebten 324 Menschen auf 336 ha.



Gruß aus Putzig

Aus der folgenden Zeit hatten die Bewohner das Jahr 1812 in schlechter Erinnerung, als die Franzosen durch das Dorf zogen, Lebensmittel raubten und Mädchen quälten.

Putzig war ursprünglich ein Angerdorf mit der Kirche und dem Friedhof in der Mitte. Aber nach 1815, besonders durch die Separation, veränderte sich das Dorfbild, so daß später fast 3 mal soviel Menschen auf den Abbauten wohnten als im geschlossenen Ortsteil. Das alte Vorwerk am Südwestende hatte der Bauer Pieper an seine Söhne Albert und Hugo aufgeteilt.

An der Straße nach Putzighauland entstand die „Sandung“, die zwar auch guten Wiesenboden aufwies wie die meisten Ortsteile, aber nördlich davon auch sehr leichte Äcker zeigte. Mitten im Gelände der Netzewiesen entstand um eine uralte Sanddüne herum der Ortsteil „Schabernack“. Der amtliche Name für diese mehr als 25 Gehöfte hieß Eichwerder, hat sich aber im Volksmund nicht durchsetzen können.

An der Straße nach Neuhöfen hat sich der Ortsteil „Werder“ gebildet der den gleichen Charakter zeigte wie die Sandung, hatte aber statt 50 nur 19 Eigentümer. Als etwas arm galt der nördlich davon gelegene Teil „Topp“, der nur 8 Gehöfte umfaßte und über keinen größeren Bauernhof verfügte. Besseren Wohlstand zeigte der „Plan“ an der Straße nach Marienbusch mit seinen 39 Gehöften. Dort befand sich auch das einzige Gut des Ortes, das mit seinen 122 ha lange Zeit Adolf Pinnow gehörte.



Dorfstraße in Putzig


Die Dorffläche war von 1773 bis 1945 von 280 auf 2433,7 ha gestiegen. Über die Verteilung des Grundbesitzes gibt folgende Übersicht Auskunft :

4 Landwirtschaften hatten über 50 ha, 39 verfügten über 15-50 ha, aber 120 über 5-15 ha.

Auf den ersten Blick ergibt diese Aufteilung ein ungünstiges Strukturbild. Doch das ist irreführend, da das gute Wiesenverhältnis einen Teil der Keinbauernhöfe durchaus lebensfähig machte.

In preußischer Zeit stieg die Einwohnerzahl um 1930 von 324 auf 1540, kriegsbedingt später sogar auf 2000, von ihnen waren rund 95 % evangelisch.

Die erste ev. Kirche war um 1790 „aus gewaltigen Stämmen gezimmert worden“.



Kirche in Putzig, erbaut 1901


Sie wurde 1901 durch einen Backsteinbau ersetzt, stand aber noch bis 1910, als sie abbrannte. Um beide Kirchen herum befand sich der älteste Friedhof des Dorfes, bis auf der Sandung um 1890 ein neuer von größerem Ausmaß angelegt wurde. Zuständiges Pfarramt war stets Runau.

Das älteste bekannt gewordene Schulhaus stand an der Westseite des Dorfes neben dem Bauerngehöft Hallmann und ist um 1830 erbaut worden. Um 1870 wurde auf dem Dorfanger das 2. und um 1908 dicht daneben das 3. Schulhaus mit 2 Klassen, der Wohnung des Rektors und eines Lehrers errichtet. Da der Raum immer noch nicht ausreichte, wurde das 2. Gebäude verändert und erweitert.



Alte Schule in Putzig, erbaut 1909




Volksschule in Putzig, erbaut 1936


1945 standen 6 Klassenräume einschließlich der Gewerbeschule zur Verfügung.

Beim Einmarsch der Sowjets 1945 wurden alle am Ort anwesenden Männer im Alter bis zu 65 Jahren verschleppt, von ihnen kehrten rund 90% nicht wieder heim. Die Zahl der Toten wird mit ca. 30 angegeben. Beerdigt wurden an der Chaussee über 100 deutsche Soldaten ferner etwa 10 Sowjets, darunter ein höherer Offizier.

 


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