Marienbusch




Im Jahre 1796 schlossen die Brüder Radolinski, Grundherrn von Behle, mit dem Putziger Schulzen Peter Abraham einen Vertrag zur Anlegung einer Kolonie im Rademacherbruch nordwestlich von Putzig. Der Schulze erhielt 4 Hufen zu einem Kaufpreis von 2.000 Talern, die in 3 Jahresraten zu begleichen war. Nach 3 Freijahren war ein Grundzins von 10 Talern je Hufe zu entrichten. Schon
2 Jahre später hatte der Schulze das Gelände in 2 Bauernhöfe aufgeteilt. 1806 wurde der kleine Ort Marienbusch genannt, vergrößert durch neue Siedlungen wurde er erst um 1821 durch Ignatz Radolinski.

Die damals dauernde Geldnot dieses Grafen veranlaßte ihn, im Jahre 1800 auch die herrschaftliche Försterei Stieglitz, die an der Filehner Grenze lag, zu verkaufen. Der Käufer war der Kondukteur Henschel. Er übernahm das Grundstück mit Gebäuden und über 2 Hufen Land, aber zu einer Dorfgründung kam es zunächst nicht.

Erst als der Amtsrat Livenius Behle übernommen hatte, erfolgte ab 1837 das Ansetzen neuer Kolonisten in der nun Jägersburg genannten Kolonie. Zwischen Marienbusch und dem Grundherrn entstand ein großer Streit, da das neue Unternehmen auf dem Hütungsrevier des älteren Ortes entstanden war. Ein gerichtliches Verfahren endete damit, daß die Kolonie Jägersburg ihr Gelände behielt, Marienbusch dagegen selbständiges Dorf wurde und eine Abfindung erhielt.

Beide Orte entwickelten sich, obwohl dicht nebeneinander liegend, vollständig getrennt weiter. Die Jägersburger Kolonisten waren mit sehr wenig Land ausgestattet worden, und 1871 gab es wohl 60 Haushaltungen mit Vieh, aber darunter waren nur 21 Pferde. Einige Wirte besaßen 5 ha oder etwas mehr, aber viele mußten sich mit 1-3 ha begnügen. Diese letzteren waren gezwungen, ihr Feld von glücklichen Verwandten bestellen zu lassen oder ihre Milchkühe ins Joch zu spannen. Da die Parzellen sehr klein waren, lagen auch die Gehöfte viel zu dicht beieinander.



Kirche in Marienbusch


Jeder der beiden Orte hatte eine einklassige Schule. Da aber der neuere Ort 4 mal soviel Kinder aufwies wie der ältere, bestanden eine überfüllte und eine Zwergschule jahrelang nebeneinander. Das erste Bindeglied zwischen den beiden Gemeinden wurde die 1896 erbaute evangelische Kapelle, die genau an der Grenze beider Ortschaften errichtet wurde.

1910 erfolgte endlich der Zusammenschluß der Dörfer unter dem Namen Marienbusch, weil es das ältere Unternehmen war. Andererseits wies es nur 187,8 ha mit 93 Einwohnern auf, während Jägersburg 203,3 ha und 302 Bewohner namhaft machen konnte. Zwischen den beiden Weltkriegen erbaute die Gemeinde ein neues Schulgebäude für 2 Klassen in der Nähe der Kapelle.



Schule in Marienbusch


1930 wies Marienbusch 467,3 ha auf und meldete 403 Einwohner, aber nur 7 Höfe hatten eine Größe von 16-28 ha. Es gab um 1939 im Ort 14 Bauern mit 2 Pferden, 34 Landwirte mit einem und 19 kleine Wirtschaften mit 1-2,5 ha ohne Pferdegespann.

Der Ortsteil Jägersburg hat bei der Besetzung durch die Sowjets besonders schwer gelitten, denn dort sind 19 Gehöfte fast vollständig zerstört worden. Über die Zahl der ortsansässigen Toten und Verschleppten besteht keine restlose Klarheit, aber von 11 umgekommenen Personen liegen die Namen vor, weitere 13 sollen auf der Flucht oder gleich danach gestorben sein.

 


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