Lemnitz
Auf eine germanische Besiedelung in vorgeschichtlicher Zeit wiesen bei der Rosen-mühle 1896 gefundene Stücke von Steinen einer Handmühle hin, bei Lemnitzmühle nach 1881 abgefahrene und gesprengte Steine einer Kultstätte. Daß das Dorfgebiet schon vor 1580 Menschen beherbergt hat, ist anzunehmen. Zur
Markierung seines bis zum Fließ „Lomnitza“ reichenden
Grundbesitzes und zur Erhöhung seiner knappen Einnahmen hat der Behler
Grundherr bald nach 1600 Dorf und Mühle Lemnitz, ersteres unter dem Namen
Jedamovo, errichten lassen. Beurkundet ist dieser Ort zuerst 1613 in einem
Privileg für den Käufer des Schulzen-gutes namens Martin Marten, der 3
Hufen, 3 Kämpe, Bei der Erstellung der Klassifikationslisten 1773 stellten die preußischen Beamten im Dorfe fest: Einen Schulzen und 4 Freibauern mit je einer Hufe und
einem Kamp, 4 Zins- und
7 Dienstbauern mit je einer Hufe, 2 weitere auf je einer
halben Hufe, 4 Kossäten und den Krüger mit je einer Viertelhufe, daneben je
einen Müller, Schmied und Schützen,
3 Hirten, 4 Schäfer, 7 Einlieger und Genannt wird auch ein Vorwerk von 3 Hufen, das vor langer Zeit aus dem Welkeschen Schulzengut erstanden war. Lemnitz zählte 1773 insgesamt 22 1/2 Hufen ( 432 ha ) und 193 Menschen, die überwiegend Protestanten waren.
Während des für Preußen unglücklichen Krieges gegen Napoleon erfuhr das Dorf seit Herbst 1806 durch Einquartierungen und Zwangsbeitreibungen schwere wirtschaftliche Einbuße. 1818 wurde Lemnitz bei der Neueinteilung der Provinzen dem Großherzogtum Posen zugeteilt und dem Landrat in Czarnikau unterstellt. Bei der Separation wurde die Dorffläche wesentlich vergrößert, und die Zins- und Dienstbauern wurden gegen Zahlung einer mäßigen Rente freie Eigentümer. Über die Notzeit um 1895 half die Bildung einer Spar- und Darlehnskasse etwas leichter hinweg. Eine Viehverwertungsgenossenschaft und eine Ein- und Verkaufsgenossenschaft erleichterten den Absatz der Produkte. Trotzdem konnte der Rückschlag durch die Weltwirtschaftskrise 1930 nur durch die „Umschuldung“ etwas gemildert werden. Bei der Auflösung der Gutsbezirke 1929 fiel Lemnitzmühle ( Besitzer Paul Kannenberg ) mit 237 ha an das Dorf. Auch das alte Vorwerk kam um 1925 zur politischen Gemeinde, nachdem es an 12 Siedler aufgeteilt worden war. Dabei erfolgte insofern eine Flurbereinigung, als nahe am Dorf gelegenes Vorwerksland gegen die etwas abseits liegenden Hinterpläne ausgetauscht wurde. 1793 mußte das Dorf ein neues Schulhaus errichten, nachdem das alte wie auch die Kirche mit einem großen Teil des Dorfes durch ein Schadenfeuer vernichtet worden war. Das Schulhaus wurde aus Fachwerk in der Größe errichtet, wie es Friedrich der Große für die Schulen der königlichen Dörfer vorgeschrieben hatte. Die auf weit über 100 gestiegene Zahl der Schulkinder erforderte den Anbau von 2 Schulräumen, da das alte Schulzimmer zur Wohnung für den 2. Lehrer ausgebaut wurde. Die niedergebrannte Kirche konnte von den wenigen Katholiken des Dorfes nicht wieder aufgebaut werden.
So errichteten nun 1799 die Protestanten auf dem Friedhof ein neues Gotteshaus, zunächst ohne Turm, so daß der hölzerne Glockenstuhl abseits stehen mußte. Das Fachwerkkirchlein bedurfte 1886 weitgehender Ausbesserung und wurde deswegen ganz untermauert. Ein massiver Turm, der auch das Geläut aufnahm, wurde erst im Jahr 1901 fertig. Kirchlich gehörten die Protestanten zur Parochie Behle, die Katholiken zu Schönlanke.
Da zeitweilig rund 30% der Schulkinder katholisch waren wurde die Schule in eine paritätische mit einem ev. und einem kath. Lehrer umgewandelt. 1930 lebten in Lemnitz auf 1994 ha 611 Menschen, von denen 179 katholisch waren. Der 2. Weltkrieg erforderte aus der Zahl der Männer erhebliche Opfer, die nicht genau festzustellen sind. Beim Einmarsch des Feindes 1945 mußten 6 Menschen ihr Leben lassen. Die Gebäudeschäden waren unbedeutend. |
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