Küddowtal




Im 11. und 12. Jahrhundert bestand dort, wie durch Scherbenfunde bewiesen wird, eine alte Pomoranensiedlung. Doch sind die Bewohner abgewandert, vermutlich in Richtung Behle. Erst 1498 wird der Ort als polnisches Dorf mit dem bis 1906 gültigen Namen Motylewo erwähnt. In der polnischen Raubritterzeit hat der Ort erheblich gelitten, denn 1510 wird von kirchlicher Seite nur ein wüstes Vorwerk erwähnt, das von 3 Kossäten irgendwie genutzt wurde.

Um 1550 wird ein deutscher Schulze genannt, und damit beginnt der Aufstieg des zur Starostei Usch gehörenden Dorfes. 1564 sind schon 12 Bauern auf 6 Vollhufen vorhanden. 1571 erhielt der Nachfolger im Schulzenamt Martin Mathias im Austauschwege ein neues Schulzengut, das aus einer Vollhufe, einigen Kämpen und Wiesenstücken bestand.



Blick auf Küddowtal

1564 waren 12 Bauernhöfe vorhanden, und 1631 werden 23 Häuser genannt. Aber der 2. Schwedenkrieg 1655 – 1660 hatte böse Folgen für das Dorf, da es an der rückwärtigen Versorgungslinie der Schweden lag und daher unter Beschlagnahmen und Diebstählen zu leiden hatte.

1661 waren große Teile des Schulzengutes und der Bauernäcker verwüstet, auch waren von 12 Bauern nur noch 7 vorhanden, die sich dann irgendwelche Äcker angeeignet hatten. Selbst der Starost gab zu, daß Küddowtal fast zugrunde gegangen wäre. Er genehmigte daher, daß jeder die jetzt bewirtschafteten Äcker behalten durfte.

1773 gab es in Küddowtal ein Mühlengut und einen Schulzenhof mit je etwas mehr als einer Vollhufe, 4 Dienstbauern mit je einer halben und 12 Kossäten mit je einer Viertelhufe. Freibauern gab es damals überhaupt nicht, so daß der Ort als ein sehr armes Dorf bezeichnet werden muß.



Dorfstraße in Küddowtal

1773 lebten 180 Menschen auf 7 ½ großen Hufen = 240 ha.

Auf die Warschauer Verwaltungszeit von 1807 – 1815 folgte um 1830 die Separation, die endlich auch für Küddowtal leistungsfähige Bauernhöfe schuf. Daraus erklärt sich auch die steigende Bevölkerungszahl, die von 180 auf 408 im Jahre1843 kletterte.

Der Besserung des Verkehrs diente der Bau der Chaussee Schneidemühl-Usch und die Eisenbahn, die seit 1913 die genannten Städte verband und Küddowtal mit einem Haltepunkt versah. Um 1930 hatte das Dorf 3 große Höfe mit 90, 100 und 115 ha, daneben gab es 14 Bauern mit 20 – 78 ha und nur 3 Kleinbauern.



Kirche in Küddowtal

Der Fleiß der Bewohner, die günstige Verteilung von Acker und Wiese und die Nähe der Stadt Schneidemühl hatten allmählich aus einer fast zugrunde gehenden Siedlung ein mustergültiges Bauerndorf entstehen lassen. 1930 lebten in Küddowtal auf 1264,7 ha 514 Menschen.



Schule in Küddowtal

Kirchlich hatte der Ort seit 1768 zu Schneidemühl gehört, hatte aber seit 1786 ein eigenes Bethaus, an dessen Stelle 1892/93 eine Backsteinkirche trat. Das zuständige Pfarramt war zuletzt in Uschhauland.

1945 gehörte das Dorf zum „Festungsbereich“ Schneidemühl und wurde in der Hauptsache vom Volkssturm verteidigt. Die Kämpfe gaben Veranlassung, den Ort rechtzeitig von Zivilpersonen zu räumen, so daß wohl niemand in die Hände der Sowjets gefallen ist.

Aber ein Teil des Trecks wurde schon in Stieglitz überrollt und ausgeplündert, der Rest entkam in den Westen. 6 Volkssturmmänner fielen bei der Verteidigung des Ortes, 2 wurden verschleppt, kehrten aber später zurück.

 


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