Corda




Zur Landgemeinde Corda gehörten:
Das gleichnamige Gut mit den Landarbeiterhäusern und der Schule, der Ortsteil Schloß Filehne, die Försterei Neuhof, die Forstarbeitergehöfte Thiergarten und Springmühle, endlich auch die Hühnerfarm Thiergarten. Es waren nach der Zählung von 1939 ca. 25 Häuser mit 60 Haushaltungen und 213 Einwohnern vorhanden.

Die Entstehungszeit des Gutes Corda ist unbekannt. Wahrscheinlich ist Corda erst um 1700 entstanden. In den Klassifikationsanschlägen von 1773 heißt es, das Vorwerk Corda gehört der Fürstin Sapieha, die es dem Obristen von Blankensee verpachtet hat.

Die meisten Arbeiten auf dem Vorwerk verrichteten die Dienstbauern aus den umliegenden Dörfern. 1816 hatte das Gut Corda 36 Einwohner. Für die Folgezeit liegen keine weiteren Angaben vor, da Corda bei dem Gutsbezirk Filehne, der auch das Schloß, die Förstereien und viele Einzelhöfe umfaßte, mitgezählt wurde. 1929 wurde der Gutsbezirk aufgelöst, und es entstand die Gemeinde Corda mit den eingangs erwähnten Ortsteilen.

Die umfangreichen Waldungen der Herrschaft jedoch bildeten fortan den Gutsbezirk Schloß Filehner Forst, ohne jede Wohnfläche. Die Förstereien und Waldarbeitergehöfte wurden denjenigen Orten zugemeindet, denen sie am nächsten lagen.



Schule in Corda, Aufnahme 1944


Das Gut Corda wurde zuletzt von dem Administrator Schneider verwaltet, der ein sehr tüchtiger Landwirt war. Vorherrschend wurde Ackerbau betrieben, die Milchwirtschaft stand erst an 2.Stelle. Eine Hühnerfarm mit rund 1000 Hennen lieferte gute Erträge. Das Gut hatte eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 380 ha, davon waren rund 65 ha Wiesen und etwa 10 ha Weiden. Im Durchschnitt wurden 25 Pferde, 10 Fohlen, sowie 3 Gespann Ochsen gehalten außer den neuzeitlichen landwirtschaftlichen Maschinen.

Bei klirrendem Frost, bei Eis und Schnee begann im Januar 1945 die Flucht. Viele Gutsinsassen mußten zurückbleiben, weil die deutschen Soldaten, die den Netzeübergang verhindern sollten, abberufen wurden und über Nacht mit den bereitgestellten Wagen das Weite suchten. Dennoch wurden dadurch, daß die Wehrmacht auf dem Gut Quartier bezogen hatte, Ausschreitungen der Fremdarbeiter verhindert.

Später ist Corda ein Staatsgut der Polen geworden.

Das repräsentative Schloß Filehne,  dessen letzter Besitzer Dr. Werner Graf von der Schulenburg war, hat seinen Ursprung im Mittelalter. Eine alte Holzburg auf einer Netzeinsel, umkämpft von Wenden und Polen, später von Pomeranen und Polen, wird zuerst 1108 genannt. Um 1470 entsteht eine neue Burg, meistens als Schloß bezeichnet, wieder auf einer Netzeinsel zwischen dem später regulierten Flußlauf und dem Burggraben, dessen Reste noch 1945 erkennbar waren.



Schloss Filehne um 1920


Etwa 1711 begann J. C. Sapieha mit dem Bau des letzten Schlosses, und zwar im Barockstil, neben dem zerfallenen alten Gebäude. Es wurde auf Eichenpfählen errichtet, da der Untergrund morastig war, und weil Eichenholz dem Wasser gut standhält. Als jedoch die Netzewiesen melioriert (Maßnahme zur Urbarmachung ungenutzten Bodens) wurden, und das Grundwasser fiel, wurden die Eichenpfähle morsch und im Schlossgebäude zeigten sich um 1920 bedenkliche Risse. Darauf ließ der Besitzer den Bau in mühsamer und aufregender Arbeit mit Zementpfählen unterfangen, die dem Gebäude wieder den notwendigen statischen Untergrund gaben. Anschließend wurde das Schloss durch den Anbau eines großen Balkons und einer Terrasse mit einem Pavillon verschönert.



Schloss Filehne, Partie im Park mit Mausoleum


Der Park des Schlosses war groß und schön mit seinen schattigen Wegen, weiten Wiesen und alten Bäumen, von denen die historische Kastanie aus der Zeit Friedrichs des Großen und die uralte Platane zu nennen sind. An dem einen Ende des Parks, der Westseite des Schlosses gegenüber, ließ Gräfin Luise ein Mausoleum errichten, das 1892 durch eine eindrucksvolle Feier seiner Bestimmung übergeben wurde.

39 Jahre (1874 – 1913) war die Gräfin Luise Alleinbesitzerin der Herrschaft gewesen, und nach ihrem Tode erbte zunächst ihre verheiratete Tochter Henriette von der Schulenburg das große Unternehmen, doch war deren Sohn Werner laut Testament gleich als Nacherbe eingesetzt worden.
Kaum ein Jahr, nachdem die Gräfin Henrietta die Herrschaft übernommen hatte, brach der
1. Weltkrieg aus. Der junge Graf Werner nahm daran teil, wurde fünfmal verwundet, geriet in Gefangenschaft, kehrte aber gesund zurück und beendete sein Studium.

Gräfin Henriette übergab 1924 die Herrschaft ihrem Sohn Dr. Graf von der Schulenburg, der die Gräfin Sylvia von Wedel heiratete. Der Graf hat nach allgemeiner Ansicht seinen Besitz mustergültig verwaltet.



Ordensritter auf der Vorflutbrücke


Auf der Vorflutbrücke am alten Burggraben ließ er 1928 ein Denkmal errichten, das einen Ordensritter zeigt und im Sockel das Wappen des Netzekreises trägt.

Im Dezember 1944 starb Dr. Werner Graf von der Schulenburg. Er hatte an dem Polenfeldzug 1939 teilgenommen und wurde als Major mit allen militärischen Ehren in der Gruft des Mausoleums beigesetzt. Als dann Ende Januar 1945 der Zusammenbruch kam, wurde die Gruft von Plünderern erbrochen, weil man darin Wertsachen vermutete. Das Schloß wurde später angezündet und brannte völlig aus. Vor einigen Jahren begannen die Polen mit dem Wiederaufbau.

 


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