Der Schiffsverkehr auf der Netze




Entnommen: Heimatkalender für den Netzekreis 1937


Die Netze - Schifffahrt wurde von verschiedenen Schiffstypen betrieben.
Dem Transitverkehr von und nach Ostpreußen und dem Weichselverkehr mit Polen dienten in erster Linie Berliner Maßkähne.
Breslauer Maßkähne kamen hauptsächlich für Massenguttransport in Frage, meistens jedoch wurden Finowkähne mit einer Tragfähigkeit von 225 Tonnen auf der Netze eingesetzt.

Da die Netze wegen Niedrigwasser oft den Anforderungen der Schifffahrt nicht genügte, wurden Schleusen und Dämme eingebaut. Ein- und Auslaßsiele wurden angelegt und so die Möglichkeit geschaffen, trots der Kanalisierung umfangreiche Bewässerungen der Wiesen vorzunehmen.



Schleuse (Staustufe) etwa 5 km unterhalb von Usch


Durch den Vertrag von Versailles wurde die Netze bei Usch an der Küddowmündung
bis oberhalb des Zusammenflusses in die Warthe (125 km lang) Grenzfluß zu Deutschland, und die Grenze verlief somit in der Mitte des Stromes, auch für den Netzekreis von Deutsch Usch bis zur Drage - Mündung unweit der Schleuse bei Kreuz.
In einem Verwaltungsabkommen war festgelegt, wer für die Unterhaltung der Wehren, Schleusen und sonstigen Bauten auf beiden Ufern zuständig ist.
Ein deutsches Zollamt für den Grenz - Ein- und Ausgang wurde bei Schleuse 22 in Kreuz eingerichtet. Etwa 70 km vor Eintritt der Netze in beiderseits polnisches Gebiet das polnische Zollamt in Usch.

Eine im Interesse der Schiffahrt geforderte Zusammenlegung beider Zollämter, die bei nur einmaligem Aufenthalt und gemeinschaftlicher Zollabfertigung erhebliche Zeitersparnis mit sich gebracht hätten, konnte nicht realisiert werden. Die Anerkennung der gegenseitigen Zollverschlüsse bei den Schiffsladungen sollte auch das Schmuggeln verhindern. Das Laden und Löschen auf der Grenznetze war somit verboten und konnte in Ausnahmefällen nur in Dt. Filehne vorgenommen werden. Jedenfalls war der reibungslose Schiffsverkehr sehr erschwert.



Schlepper mit 2 Lastkähnen im Hafen von Usch vor 1920


Im sogenannten Pariser Korridor - Abkommen wurde im April 1921 der Versuch gemacht, die wichtige Wasserstraßen - Verbindung zwischen Ost und West der deutschen Wirtschaft wieder nutzbar zu machen, doch dauerte es noch 7 Jahre, ehe sich Schiffer fanden, die die Schifffahrt von und nach Ostpreußen auf diesem ihnen vertrauten Wege unter den erschwerten Bedingungen mit endlosen Zoll- und Paßformalitäten aufnahmen.

Nachdem sich alles normalisiert hatte, kann man sagen, daß die Schifffahrt auf der Grenzstrecke der Netze sich aus vier verschiedenen Verkehrssträngen zusammensetzte und zwar:
Dem Durchgangsverkehr nach Ostpreußen, dem Wechselverkehr mit Polen, dem Schiffsverkehr auf den polnischen und dem Schiffsverkehr auf dem deutschen Ufer der Grenznetze.

 


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