Das Wappen von Kreuz (Ostbahn)

Rekonstruktion des Wappens der Stadt Kreuz (Ostbahn) nach zeitgenössischen Quellen

Das Wappen der Stadt Kreuz (Ostbahn) ist ein so genanntes "redendes Wappen". Es zeigt auf silbernem Schild ein schwebendes schwarzes getatztes Kreuz und im - heraldischen - rechten oberen Winkel des Kreuzes einen abgerissenen schwarzen Adlerkopf.

Das Kreuz weist auf den Ortsnamen hin und symbolisiert gleichzeitig die Kreuzung der Eisenbahnstrecke Stettin - Posen mit der von Berlin nach Königsberg und Danzig, der so genannten Ostbahn. Auch soll es aussagen, "dass die Grenzmark die einstige Aufgabe des deutschen Ritterordens weiterführt" (Zitat).

Der Adlerkopf ist ein Hinweis darauf, dass die Ortschaft beim um 1849 in der Nähe des Dorfes Dragelukatz angelegten Bahnhof Kreuz eine preußische Gründung ist.

Die Farbgebung des Wappen beruht auf den Landesfarben Schwarz und Weiß des ehemaligen Königreichs Preußen.

 

Da die Original-Wappenzeichnung von Professor Otto Hupp aus Schleißheim bei München, einem anerkannten "Meister der Wappenkunst", durch die Wirren und Auswirkungen des 2. Weltkrieges verloren ging, musste das Wappenbild an Hand der im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem und im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München (im Nachlass Hupp) aufgefundenen Archivalien rekonstruiert werden. Obige Darstellung ist also keine zeitgenössische Abbildung, sondern das Ergebnis dieser Rekonstruktion.

Aus genannten Archivunterlagen geht hervor, dass der Vorstand der damaligen Ortschaft Kreuz (Ostbahn) mit Schreiben vom 28. August 1925 über den Landrat des Netzekreises in Schönlanke und den Regierungspräsidenten der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen in Schneidemühl beim Preußischen Minister des Innern in Berlin einen Antrag auf Führung eines Gemeindesiegels mit einem Wappen stellte. Die mit eingereichte Wappenzeichnung von Prof. Otto Hupp wies wohl neben dem Kreuz einen bekrönten Kopf des königlich preußischen Adlers auf, denn gegen die Krone gab es seitens des Regierungspräsidenten die Bedenken, "dass es mir den [seinerzeit, nämlich 1925 herrschenden - d.Verf.] staatsrechtlichen Verhältnissen Preußens nicht zu entsprechen scheint, einen Adlerkopf mit Krone in ein neues Wappen aufzunehmen." (Zitat)

Eine Prüfung des eingereichten Wappenbildes durch Heraldiker im Geheimen Staatsarchiv Berlin-Dahlem kam zu dem Ergebnis: "Das von Professor Otto Hupp in Schleißheim, einem anerkannten Sachverständigen, entworfene Wappen für die Landgemeinde Kreuz erscheint uns heraldisch und historisch einwandfrei... Immerhin darf vielleicht hervorgehoben werden, dass die Gemeinde im alten Kgl. Preußen begründet worden ist, und demgemäß also der Kopf des alten Kgl. Adlers als Unterscheidungsmerkmal seine geschichtliche Berechtigung hat." (Zitat)

Daraufhin genehmigte der Preußische Minister des Innern durch Verfügung IV a II 958 II vom 12. November 1925 "die Führung ... des Dienstsiegels der Landgemeinde Lukatz-Kreuz unter der Voraussetzung, dass die Krone über dem Adlerkopf in Wegfall kommt... Von dem Dienstsiegel erbitte ich, mir demnächst einen Abdruck einzureichen." (Zitat)

Eine Arbeitsskizze von Prof. O. Hupp mit dem so geänderten Wappen wurde auf einer Karteikarte im Nachlass Hupp beim Bayerischen Hauptstaatsarchiv München gefunden.

Mit Schreiben vom 19. Dezember 1932 überreichte der Gemeindevorstand Kreuz dann auf Anforderung eine genaue Abbildung (Nachzeichnung?) des Gemeindesiegels von Lukatz-Kreuz mit dem geänderten Wappenbild an das Preußische Geheime Staatsarchiv Berlin-Dahlem, wo es in einer Wappensammlung aufgenommen und jetzt wieder aufgefunden wurde.

Als Kreuz am 28. Mai 1936 zur Stadt erhoben wurde, übernahm der Ort das Wappen aus dem Siegel der bisherigen Landgemeinde als Stadtwappen und führte es auch,wie ein aufgefundenes Schreiben an die Kaffee-HAG Bremen vom 05. Februar 1937 belegt, im Stadtsiegel (siehe unten) weiter.

Siegel des Bürgermeisters der Stadt Kreuz (Ostbahn) von 1937



© Copyright 2002 Günther Kietzmann (Text) und Torsten Kietzmann (Grafik)